Ayurveda - die Wissenschaft vom langen Leben

Was ist Ayurveda?

Ayurveda (Sanskrit: आयुर्वेद āyurveda m.; Zusammensetzung aus āyus n. "Leben" und veda m. "Wissen") ist "die Wissenschaft vom langen und gesunden Leben", das älteste, überlieferte Gesundheitssystem der traditionellen indischen Heilkunst. Man kann es auch als Lebenswissenschaft oder Lebensweisheit übersetzen. Nach den vedischen Schriften zu urteilen, gibt es nachweislich viele Yogis, die mehere hundert und mehere tausend Jahre alt geworden sind.

Lord Dhanvantari
Dhanvantari, Avatar von Lord Vishnu, der Arzt
der Götter und Ursprung aller vedischen Heilkunst.

Ayurveda blickt auf eine über 5000-jährige Tradition zurück und hat seine Wurzeln in den Veden, der ältesten Schriften der Menschheit. Der Ursprung von Ayurveda findet sich in der vedischen Hochkultur Altindiens, deren Blütezeit viele Jahrtausende zurückliegt. Das Wissen dieser komplexen Heilkunst wurde ursprünglich nur mündlich von Generation zu Generation weitervermittelt. Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen sind über 5000 Jahre alt und wurden in Sanskrit verfasst, speziell in der Suśruta Saṁhitā and the Charaka Saṁhitā.

Ayurveda wird von der Weltgesundheitsorgani-sation als die Mutter der Medizin bezeichnet. Sie gilt als das älteste und umfassendste Medizinsystem der Welt.

Ayurveda ist eine seit Jahrtausenden erprobte und kontinuierlich praktizierte Naturheilkunde, die den Menschen als unteilbare Einheit von Körper, Geist und Seele betrachtet und berücksichtigt die Wechselwirkung des ganzen Organismus in Beziehung zur Natur und Umwelt. Nicht nur die Gesundheit oder Krankheit einzelner Organe stehen im Vordergrund, sondern das Wohlbefinden des ganzen Menschen.

Im Gegensatz zum westlichen Gesundheits-system handelt es sich bei Ayurveda um ein ganzheitliches Lebenskonzept, ein System der Vorbeugung und Heilung. Ayurveda lehrt, wie man seine Gesundheit, Vitalität und Lebens-freude bis ins hohe Alter erhalten kann.  

Ziel des Ayurveda ist, jede Phase des Lebens in guter Gesundheit zu verbringen, sowohl körperlich als auch geistig und seelisch. Gesundheitsvorsorge, Gesundheitserhaltung und Prävention nimmt daher im Ayurveda einen ebenso großen Stellenwert ein wie die Heilung von Krankheiten. Ayurvedische Therapieformen umfassen eine Vielzahl von Techniken mit denen man über den Körper auf die Wiederherstellung oder Aufrechterhaltung des natürlichen Körper- Geist- Gleichgewichts einwirkt.

Dhanvantari (Sanskrit: धन्वन्तरि Dhanvantari m.) brachte Amrita, den Nektar der Unsterblichkeit, zu den Göttern und wird als der Herr der ayurvedischen Medizin angesehen. Er ist der Begründer des Ayurveda und deshalb auch der Beschützer der Heilkunst.
Die Puranas erzählen die Geschichte von Dhanvanatri, der sich mich einem Krug Unsterblichkeits-nektar aus dem Milchozean manifestierte, während dieser von den Göttern und Dämonen gequirlt wurde, bekannt als Samudra manthan oder Sagar manthan

Das besondere an Ayurveda ist, dass sich die Diagnose und Therapie nach der persönlichen Individualität (Konstitution) des Patienten richtet. Es wird großen Wert auf Gesundheitsvorsorge durch positive Lebensweise gelegt. Man wartet nicht mit der Therapie, bis Krankheiten entstanden sind, sondern das Hauptaugenmerk richtet sich darauf, krankmachende Umstände zu erkennen, auszugleichen und das Entstehen von Krankheiten von vorneherein zu verhindern, um die körperliche, geistige und seelische Harmonie zu erhalten. Dazu ist das Wissen über den eigenen Konstitutionstyp (Kapha, Pitta, Vata) und das richtige Verhalten in bezug auf Ernährung, Kleidung, Körperpflege und gesunde Lebensweise grundlegend wichtig.

Die Lehre der 3 Doshas und 5 Elemente

Nach ayurvedischer Vorstellung hat jeder Mensch seine eigene Konstitution, die sich aus einem individuellen, also für ihn typischen Verhältnis der drei Doshas Vata, Pitta und Kapha zusammensetzt. Die Doshas bilden die Grundlage für das Verständnis des Ayurveda. Der Einfachheit halber werden sie häufig auch als Funktions- oder Energieprinzipien beschrieben. Die Doshas ergeben sich aus den fünf Elementen: Äther/Raum und Luft prägen das Vata. Feuer und zu einem geringeren Teil Wasser stehen für Pitta. Kapha leitet sich aus den Elementen Erde und Wasser ab. Die jeweiligen physikalischen Qualitäten der Elemente kennzeichnen die Eigenschaften der Doshas. Diese Eigenschaften wiederum haben verschiedene Funktionen, die sich in unterschiedlichen Kombinationen im Körper des Menschen wiederfinden.

So ist Vata zuständig für die Beweglichkeit, sowohl körperlich als auch geistig und verantwortlich für die Trennung von Nähr- und Abfallstoffen, für die Ausscheidung und für die Atmung. Pitta, das Feuerprinzip, regelt unter anderem die Verdauung, die Wärmeproduktion, Hunger- und Durstgefühl, aber auch die Sehkraft. Außerdem ist es verantwortlich für den Intellekt und die Elastizität des Körpers, insbesondere der Gelenke. Kapha als Strukturprinzip gibt Stabilität, Kraft und Potenz und ist gleichzeitig Basis für die Eigenschaften Großzügigkeit, Mut und Nachsicht.

BildBild

Die drei Doshas bilden die Basis der ayurvedischen Medizin. Jede ayurvedische Behandlung, die nicht eine intime Kenntnis der vorherrschenden bzw. gestörten Doshas des Patienten berücksichtigt, verdient den Namen nicht und wird keine oder nur wenig tiefgehende Erfolge haben. Die Doshas setzen sich zusammen aus den 5 Elementen: Luft und Äther ergeben Vata, Feuer und Wasser ergeben Pitta, Wasser und Erde ergeben Kapha. Durch die Bestimmung der Doshas bestimmt man die Konstitution des Patienten und legt die auf ihn abgestimmte therapeutische Behandlungslinie fest.

Die 3 Doshas und die verschiedenen Temperamente
Grundlage für das Verständnis des Ayurveda sind die so genannten "Doshas" in Beziehung zu den 5 Elementen. Die wörtliche Übersetzung für diesen Begriff lautet: "(den Körper) beeinflussende Faktoren". Man übersetzt ihn zur Vereinfachung häufig auch mit den Begriff "Bioenergien". Diese kommen nach ayurvedischer Vorstellung in jedem Organismus vor. Dabei dominieren meist ein oder zwei Doshas, seltener alle drei. In einem gesunden Organismus sollten sich diese "Energien" oder "Temperamente" in einem harmonischen Gleichgewicht befinden. Es ist für den Arzt wichtig zu wissen, welche Doshas bei einem Menschen vorherrschen, weil jeder Typ andere Medikamente und Behandlungen benötigt. Jeder Mensch hat alle drei Doshas, wobei manche stärker oder schwächer ausgeprägt sind. Daraus lassen sich die Ayurveda Typen ableiten.

In der Typologie spricht man von unterschiedlichen Temperamenten oder Lebensenergien, den sogenannten Doshas:

  • Vata (Wind, Luft und Äther Pneuma), das Bewegungsprinzip
  • Pitta (Feuer und Wasser, Chole), das Feuer- bzw. Stoffwechselprinzip
  • Kapha (Erde und Wasser, Phlegma), das Strukturprinzip

Jedes Dosha lässt sich aus den fünf Elementen ableiten: Äther und Luft prägen das Vata Dosha, Feuer und zu einem geringeren Teil Wasser prägen das Pitta Dosha. Kapha leitet sich aus den Elementen Erde und Wasser ab.

Doshas


VATA PITTA KAPHA
Luft und Raum Feuer und Wasser Wasser und Erde
Bewegung Körperwärme Stabilität
Atmung Temperatur Energie
Natürliche Dränge Verdauung Schmieren
Umwandlung der Gewebe Wahrnehmung  
Bewegungsfunktionen Verständnis Vergebung
Sinnesfunktionen Hunger Gier
Fehlende Erdung Durst Anhaftung
Sekretion Intelligenz Ansammlung
Exkretion Wut Festhalten
Angst Hass Besitzergreifende Art
Leere Eifersucht  
Sorgen    


Die Eigenschaften der 3 Doshas

Wie sind nun aber die Doshas mit dem menschlichen Körper verbunden? Die Eigenschaften der Doshas finden sich in verschiedensten Kombinationen in unserem Organismus wieder. Sie übernehmen dort folgende Funktionen:

Vata ist verantwortlich für die Beweglichkeit, Wachheit, Trennung von Nähr- und Abfallstoffen sowie für die Ausscheidung und Atmung.
Pitta steuert Verdauung, Sehkraft, Wärmeproduktion und steht in Zusammenhang mit Hunger und Durst, Intellekt und Elastizität.
Kapha wiederum verleiht Stabilität, Kraft, Geduld, Potenz und Geschmeidigkeit und macht uns nachsichtig, mutig oder großzügig.

Nach der Definition des Ayurveda ist jegliche Krankheit ein Symptom dafür, dass die Doshas eines Menschen ins Ungleichgewicht geraten sind. Krankheiten treten nicht plötzlich auf sondern haben meist eine Ursache.

Das Vata-Dosha

VATA steht für alle Aspekte von Bewegungsenergie. Seine Elemente sind "Luft" und "Äther".

VATA ist verantwortlich für:

  • Bewegungsabläufe in den Körperzellen und Eingeweiden
  • die Wachstumssteuerung
  • die Aktivität des Geistes und aller Sinnesorgane
  • die Kontrolle der beiden anderen Doshas

Das Element Äther steht hier für fehlenden Widerstand und wird in Beziehung zum Gehör, somit zum Ohr, aber auch der Zunge und damit der Sprache gesetzt. Das Element Luft steht für Ausdehnung und Bewegung. Ihm zugeordnet sind der Tastsinn, somit die Haut und der Anus.

Das VATA-Dosha können wir in unserem Körper durch die Eigenschaften kalt, trocken, rau, fein, schnell, hart und rissig erkennen und lokalisieren. Wenn das VATA-Dosha vorherrscht, so ist die Haut trocken, Hände und Füße sind häufig kalt, der Stoffwechsel und die Sprechweise schnell und die Haare fein. Auf der psychischen Ebene wird VATA durch eine feine Wahrnehmung sowie schnelle und sprunghafte Gedankenabfolgen bestimmt. Der VATA-Typ ist begeisterungsfähig, wissensdurstig, reiselustig und hat eine Abneigung gegen kaltes, windiges Wetter. Die Lust, etwas zu verändern, unerforschte Wege zu gehen und dem Leben einen neuen Sinn zu verleihen, entsteht durch die aktive und positive VATA-Kraft. Ist diese VATA-Energie jedoch negativ gepolt, so stehen Unzufriedenheit, Hoffnungslosigkeit und mangelnder Mut einem Neubeginn im Weg. Der Mensch ist mit seiner alten Lebenssituation unzufrieden und findet keinen gangbaren Weg, das Neue einzuleiten. Ist der VATA-Anteil zu hoch, ist man immer auf der Suche, verliert leicht das Ziel aus den Augen und kann sich oft nicht entscheiden, welcher Weg der Optimale ist. Man fängt alles mit großer Euphorie an, doch nach kurzer Zeit schwindet das Interesse, und man beginnt sich zu langweilen. Das Leitmotiv des VATA-Types ist "wechselhaft". VATA führt die anderen Doshas an. Wann immer ein Dosha aus dem Gleichgewicht gerät, ist VATA das erste und verursacht die Frühstadien einer Erkrankung. Es kann die anderen Doshas täuschen, so dass man zunächst glaubt, dass PITTA oder KAPHA das Problem schaffen. VATA ist der König der Doshas; ist es im Gleichgewicht, sind es normalerweise auch PITTA und KAPHA. VATA ist die Grundlage für unser Gleichgewichtsgefühl, daher ist die Ausgeglichenheit dieses Doshas lebensnotwendig. Befinden wir uns bzw. befinden sich unsere Doshas im Gleichgewicht, sind wir wesentlich empfänglicher für positive Gefühle. Die Art und Weise unseres Denkens und unserer Gefühle wird durch unser gegenwärtiges Dosha beeinflusst. Unsere ganzen Gefühlsregungen und Verhaltensweisen sind jeweils auf unsere Konstitution zurückzuführen.

Positiv Leichtigkeit, Heiterkeit und Lebensfreude, Wachheit, Klarheit, Kreativität Negativ Angst, Kummer, Traurigkeit, Unsicherheit, Depressionen Hilfreich bei zuviel Vata: regelmäßiger Tagesablauf, wärmende Mahlzeiten, wenig Rohkost, Massagen, Bäder Ernährung: Vata reduzierend: süß, sauer, salzig Vata erhöhend: scharf, bitter, herb

Das Pitta-Dosha

PITTA wird mit dem Energieprinzip identifiziert und hat das Element "Feuer" als Grundlage.

PITTA ist verantwortlich für folgende Aspekte:

  • den Stoffwechsel
  • die Tätigkeit der Verdauung
  • den Wärmehaushalt im Körper
  • den Intellekt
  • den Hormonhaushalt
  • den emotionaler Ausdruck

Das Element Feuer steht hier für Hitze. Ihm zugeordnet sind der Sehsinn, somit die Augen, sowie die Geschlechtsorgane.

PITTA hat seinen Sitz im Magen, im Zwölffingerdarm und im Dünndarm. Seine Attribute sind: heiß, scharf, flüssig, feucht, sauer, bitter, leicht, sich gut verteilend und plötzlich auftretend. Ein Pitta-Typ ist vor allem an seiner ausgeprägten Führungspersönlichkeit zu spüren. Pitta schafft Lust am Arbeiten, Bestimmen und Bewegen. Eine innere Kraft, Wissen und Motivation erfüllt den Menschen, lässt Hindernisse klein werden und Unangenehmes bewältigen. Pitta-Menschen sind sehr ehrgeizig und wollen immer perfekt sein. Der innere Leistungsdruck ist so stark, dass sie selten zufrieden sind. Doch das ist für sie kein Grund zur Verzweiflung, im Gegenteil! Es dient dem Antrieb, Unmögliches wahr zu machen und keine Mühe zu scheuen. Die Pitta Energie verleiht eine starke Ausstrahlung, brillante Intelligenz und große Willenskraft. Wenn ein Pitta-Typ einen Raum betritt, so ist der Raum "voll". Jeder spürt die Dynamik und das Charisma. Leider ist die Pitta-Kraft nicht immer leicht zu zügeln. Oft schießt sie über ihr Ziel hinaus und äußert sich in Aggressionen, cholerischen Anfällen und Fanatismus. Menschen mit viel Pitta sind mit einer Art "Kritik-Finger" geboren: Ihr brillanter Verstand spürt sofort Fehler auf und sieht Unzulänglichkeiten. Dadurch entseht der Eindruck, niemals gut genug zu sein. Tatsächlich bringt Pitta einen sehr hohen Erfolgsanspruch mit sich, aber auch die Fähigkeiten, das gewünschte Ziel zu erreichen. Pitta-Menschen verlieren ihr Ziel niemals aus den Augen und werden durch Stress und Anforderungen nur noch schneller, effizienter und genauer. Die Angst vor Fehlern lässt sie auch bei Zeitdruck immer perfekter und pingeliger werden. Für andere Menschen ist der Umgang mit einer ausgeprägten Pitta-Persönlichkeit oft nicht einfach. Durch ihr einnehmendes Wesen und der Hang zur Intoleranz fühlt man sich leicht bedrängt, kritisiert und wenig geschätzt. Pitta ist eine feurige Kraft, und sie braucht das richtige Maß an "Brennmaterial", um sich nicht selbst zu verzehren. Dieses Brennmaterial besteht aus geistigen Anforderungen, körperlicher Aktivität und typgerechter Ernährung. Wenn der Körper schwitzt, breitet sich ein wohliges Gefühl von Stärke, Zufriedenheit und Vitalität aus. Auch negative Emotionen können durch körperliche Aktivität sehr gut abgebaut werden. Sport ist für PITTA-Typen dann interessant, wenn es auch etwas zu gewinnen gibt. Der Wunsch, der Beste zu sein, die eigenen Leistungen immer wieder zu übertreffen und andere auszustechen, ist ein immerwährender Kitzel auf allen Lebensbereichen. Rein körperlich betrachtet äußert sich PITTA in den Eigenschaften sauer, scharf und flüssig. Dies mach sich vor allem in übermäßigem Schwitzen, Übersäuerung und starkem Appetit bemerkbar. Ist das PITTA zu hoch, so brennt die Verdauungsenergie sehr stark. Man hat ständig Hunger und ist sehr ungeduldig, ärgerlich und gereizt, wenn nicht sofort etwas Essbares zur Verfügung steht. Alle natürlich süßen Speisen, Rohkost und grünes Gemüse bieten dann den idealen Ausgleich. Unreine Haut, Magenschmerzen, Sodbrennen, Durchfall und Entzündungen sind oft auftretende PITTA-Probleme: Durch übermäßige Säurebildung und psychische Anspannung erhöht sich das PITTA in uns, insbesondre bei Verzehr von säuernden Speisen wie Fleisch, Weißmehlprodukten, Alkohol, Kaffee und Zucker. Scharfe Speisen regen ebenfalls die Säurebildung an und haben eine verbrennende und anheizende Wirkung auf unsere PITTA-Kraft. Zum Ausgleich eignen sich alle kühlenden Speisen und Gewürze wie Melone, Kartoffeln, Fenchel, Kardamom, Minze und Koriander am besten.

Positiv viel Energie, Charisma, Ausstrahlung, glühende Augen, zielgerichtete Energie, begeisterungsfähig. Negativ Aggressionen, Neid, Hass, Eifersucht, Stolz Hilfreich bei zuviel Pitta: auf ausreichende Entspannung und bewusste Atmung achten, mehr Schlaf, zurückziehen Ernährung Pitta reduzierend: süß, bitter, herb Pitta erhöhend: scharf, sauer, salzig

Das Kapha-Dosha

KAPHA repräsentiert das erhaltende und stabilisierende Prinzip des Körpers und setzt sich aus den Elementen Wasser und Erde zusammen. Kapha hat seinen Sitz im oberen 2/3 des Magens und in der Brust.

KAPHA ist verantwortlich für folgende Aspekte:

  • die Körperstruktur
  • den Flüssigkeitshaushalt
  • den Zusammenhalt und die Stabilität der Strukturen unseres Körpers
  • die Förderung der natürlichen Abwehrkräfte

Das Element Wasser steht hier für Flüssigkeit und repräsentiert den Geschmackssinn, somit die Zunge und den Gaumen. Das Element Erde steht hier für Festigkeit, Rauheit und Form. Ihm zugeordnet ist der Geruchssinn, somit die Nase sowie die Hände. Seine Eigenschaften sind: süß, schwer, beständig, weich, kalt, ölig, fettig, träge und weiß. KAPHA ist die erhaltende, bewahrende und aufbauende Struktur in uns. Körperlich drückt sie sich durch die feste Körperstruktur, das Lymph- und Immunsystem aus. Auf der psychischen Ebene ist KAPHA der Teil in uns, mit dem wir innere Ruhe, Frieden und Harmonie erfahren und genießen möchten. Mit Kapha haben wir Zeit, die kleinen Schönheiten des Lebens zu genießen, sind zufrieden und lieben das Altbewährte. Menschen, die von der KAPHA-Energie geprägt sind, wirken auf andere manchmal etwas schwerfällig und behäbig, dafür sind sie sehr ausdauernd und stark. Hat eine KAPHA-Persönlichkeit erst einmal ein neues Ziel gefasst, so wird sie nicht müde, dies bis zum erfolgreichen Abschluss in Geduld und Zähigkeit zu verfolgen.

Aus diesem Grund hält man in der indischen Kultur KAPHA für die erfolgsversprechende Kraft im Menschen. KAPHA-Typen agieren eher wohlüberlegt, gründlich und bevorzugen einen ruhigen, gleichmäßigen Lebens- und Arbeitsstil. Überstürzte Entscheidungen, hektische Aktivitäten und spontane Erneuerungen werden mit Misstrauen und Abneigung begutachtet und das Praktische und Traditionelle wird immer den Vorrang haben. Der Einfluss von KAPHA macht häuslich, und die Priorität des Lebens ist primär auf die Familie ausgerichtet. Privates Glück in einer beständigen Partnerschaft, gesunde, glückliche Kinder und treue Freundschaften sind dann das Wichtigste und schenken innere Zufriedenheit, Sicherheit und Lebensglück. Ist KAPHA zu stark, so wird man leicht unflexibel und schränkt seinen Lebensradius immer mehr ein. Das aktive Leben wird dann durch seine intensive Bewegung und Veränderung zu anstrengend. Dadurch nimmt der KAPHA-Typ immer weniger am Leben teil, kapselt sich ab und isoliert sich emotional und geistig von seiner Umgebung. Heißhunger und unkontrollierte Gelüste nach Essen, insbesondere nach süßen, fetten Speisen, Käse, Wurst usw. aus Lust und Langeweile bewirken eine Gewichtszunahme und Überfettung des Gewebes. Jede KAPHA-Konstitution kennt Phasen des inneren Rückzuges, den Wunsch nach Alleinsein, Faulenzen und das Bedürfnis, Konfliktsituationen erst einmal in sich selbst auszusitzen.

Steigert sich diese natürliche Regenerationsphase in eine typische KAPHA-Depression, so fühlt man sich vom Leben überfordert und taucht vollständig in eine Traumwelt ab. Bewegung und Aktivität würden dann nur Unbeständigkeit in das auf Sicherheit ausgerichtete Weltbild bringen. Der KAPHA-Typ lehnt in solchen Situationen jeglichen Gefühlsaustausch mit anderen ab, igelt sich ein und stumpft gleichzeitig ab. Um das KAPHA wieder in seine gesunde Form zurückzubringen, ist ein regelmäßiges Bewegungsprogramm auf körperlicher und geistiger Ebene sehr zu empfehlen. Hilfreich ist ein bewusst aktives gestaltetes Leben. Einmal in der Woche zu walken, zu schwimmen oder in die Sauna zu gehen ist ein Minimalprogramm für körperliche Vitalität. Auf geistiger Ebene ist es für KAPHA-Typen sehr anregend, zusammen mit anderen Menschen etwas zu unternehmen. Soziales Engagement sowie Interesse für Sprachen, Kultur und Psychologie sind für kaphageprägte Menschen eine natürliche Motivation zum vitalen und erfüllten Lebenswandel. Der Genuss von warmen und mit leichter Schärfe gewürzten Speisen ist eine hervorragende Anregung für den Stoffwechsel und die Verdauungskraft. Besonders empfehlenswert sind bittere Gemüse (wie z.B. Chicorèe, Spinat, Mangold, Artischocken) mit den verdauungsfördernden Gewürzen Kreuzkümmel (Cumin), Pfeffer, Chili, Meerrettich, Kurkuma, Ingwer und Senfkörnern.

Positiv: ruhige beständige Persönlichkeit, Geduld, Mitleid, Zärtlichkeit, Standfestigkeit Negativ: fehlende Antriebskraft, Lethargie, Ignoranz, Trägheit. Er ist geistig festgefahren und unbeweglich Hilfreich bei zuviel Kapha: viel Bewegung, auch mit körperlicher Anstrengung, Aktivurlaub Ernährung: Kapha reduzierend: scharf, bitter, zusammenziehend Kapha erhöhend: süß, sauer, salzig.

Die individuelle Konstitution (Prakriti und Vikriti)
Die These des Ayurveda ist, dass jeder Mensch von Geburt an eine individuelle Konstitution mitbringt, die sogenannte Prakriti. Hierbei überwiegen ein oder zwei Doshas, ein drittes ist zwar präsent, wirkt aber im Hintergrund. In seltenen Fällen sind alle drei Doshas gleichmäßig vertreten (Tridosha). Die Prakriti stellt die ureigene Persönlichkeit des Menschen dar. Sie steht für unsere körperlichen Anlagen und Talente. Ein zierlicher Körperbau ist durch Vata geprägt, eine sportliche und dynamische Veranlagung durch Pitta. In einer kräftigen bis pompösen Figur, die zu Trägheit neigt, zeigt sich Kapha. Auch geistige Veranlagungen sind auf die Prakriti zurückzuführen. Allerdings ist der Mensch im Laufe seines Lebens vielen Einflüssen ausgesetzt, beginnend mit der Erziehung im Elternhaus, und weiter mit der schulischen und beruflichen Ausbildung. Jeder Mensch hat eine Art Schicksal, das ihn wesentlich prägt. Hier spricht man von der Vikriti, der momentanen Konstitution oder Störungsnatur. So kann sich im Laufe des Lebens durch Alltagsstress oder gar Traumata die körperliche und geistige Konstitution verändern. Kurzzeitige oder chronische Krankheiten können auftreten. Ein wichtiges Ziel im Ayurveda ist daher das Zurückfinden und Verwirklichen seiner ureigenen Natur, der Prakriti. An ihr hängt unsere eigentliche Bestimmung im Leben, unsere Zufriedenheit und unser Glück. Wenn wir in unserer Prakriti leben, fühlen wir uns ganz in unserem Element und können unsere persönlichen Ziele mit Leichtigkeit verwirklichen. Leben wir uns nicht auf diese Weise aus, kommt es zu einer Unterdrükkung unserer eigentlich dominierenden Bioenergie. Diese staut sich innerlich an, es kommt zur Störung des Elementgleichgewichts, Krankheit kann entstehen.

Das natürliche Gleichgewicht
Ein zweiter wichtiger Grundsatz im Ayurveda ist der Gedanke, dass sich kein Dosha im Körper und Geist auf Dauer zu sehr übersteigern darf. Die drei Doshas bilden gemeinsam eine Dreierwaage. Ist ein Dosha wesentlich dominanter, bringt es die anderen beiden ebenfalls aus ihrer Mitte. Zu starkes Vata bewirkt zu viel Unruhe, nervliche Störungen können die Folge sein. Vata bedeutet auch Trockenheit. Nimmt diese übermäßig zu, kann dies Verstopfung bedeuten oder knackende Gelenke, im Ernstfall auch Arthrose oder Immunkrankheiten. Zu viel Pitta birgt die Gefahr von entzündlichen Prozessen und Ansteckungskrankheiten sowie Leber- oder/und Gallenproblemen, Haut- und Blutkrankheiten jeglicher Art. Ein Übermaß an Kapha kann Übergewicht bedeuten, Krankheiten, bei denen übermäßig Schleim im Spiel ist, abnormale Wasseransammlungen sowie Diabetes als schlimmere Krankheit.

Ayurveda ist die Kunst, das natürliche Gleichgewicht der drei Bioenergien aufrecht zu erhalten. Dabei geht es vorwiegend um ein kreatives Ausleben seiner ureigenen Wesensnatur. Ayurveda kann körperliche und geistige Anzeichen einer Störung frühzeitig deuten und mit sehr naturbezogenen Heilmethoden auskurieren.

Zusammenspiel der Doshas im Ungleichgewicht
Gerät das Zusammenspiel der Doshas aus dem Gleichgewicht, entstehen Unwohlsein und Krankheit. Die Methoden des Ayurveda haben das Ziel, dieses Gleichgewicht zu erhalten und dadurch ernsthafte Krankheiten zu vermeiden. Der ayurvedische Arzt hat immer den ganzen Menschen im Blick. Er betrachtet ihn als Gesamtheit aus Körper, Geist und Seele. Die Lebens- und Krankengeschichte, aber auch die Konstitution des Patienten spielen eine ebenso wichtige Rolle wie die akuten Symptome. Die Diagnose wird immer am Patienten als Ganzem durchgeführt. Dazu gehören z. B. eine generelle körperliche Untersuchung, Puls- und Urinuntersuchungen und eine Prüfung von Zunge und Augen, egal wo der Schmerz ist. Die Behandlung im Ayurveda ist immer individuell auf den Patienten zugeschnitten. Dabei werden verschiedene Methoden angewandt:

  • Ratschläge zur Ernährung und Lebensführung
  • die Reinigung des Körpers von Giftstoffen
  • Massagen
  • Kräuterdämpfe
  • das Verabreichen von Kräuterarzneien
  • das Anleiten zu richtiger Atmung und Meditation
  • Äußere Ölanwendung

In der Praxis zeigt sich, dass es nur wenige Menschen gibt, bei denen ein Dosha klar dominiert. Häufiger sind dagegen Mischtypen wie Vata-Pitta oder Pitta-Kapha anzutreffen.

Alle 3 Dosha sind in jedem Menschen vertreten, jedoch sind sie in jedem von uns
unterschiedlich stark/schwach ausgeprägt. Diese unterschiedlichen Dominanzen formen den sogenannten "Konstitutionstyp". Im Ayurveda unterscheidet man zwischen 10 verschiedenen Konstitutionstypen:

1. Vata-Typ
2. Pitta-Typ
3. Kapha-Typ
4. Vata-Pitta-Typ (Dualtyp)
5. Vata-Kapha-Typ (Dualtyp)
6. Pitta-Vata-Typ (Dualtyp)
7. Pitta-Kapha-Typ (Dualtyp)
8. Kapha-Vata-Typ (Dualtyp)
9. Kapha-Pitta-Typ (Dualtyp)
10. Vata-Pitta-Kapha-Typ ( Tri–dosha Typ)

Am häufigsten findet man die sogenannten Dualtypen, bei denen 2 Doshas nahezu gleich stark vertreten sind. Weniger oft treten die sogenannten „reinen“ Typen auf, bei ihnen ist ein dosha auffallend dominant, und die anderen beiden nur geringfügig vertreten. Am seltensten begegnen wir den tri-doshigen Typen: bei ihnen sind alle 3 Dosha nahezu zu gleichen Teilen vertreten; bei solchen Leuten handelt es sich i.a. um ausgesprochen ausgeglichene, gesunde, glückliche und attraktive Menschen, die in sich selbst ruhen.

Als kleine Hilfestellung für die Bestimmung der eigenen Dosha - Dominanzen kann man eine Konstitutionstabelle heranziehen:

So ermitteln Sie das vorherrschende Dosha
Kreuzen Sie die zutreffenden Charakteristika an.
Jene Spalte mit den meisten Kreuzen entspricht dem
bei Ihnen vorherrschenden Dosha

Konstitution
VATA
PITTA
KAPHA
Körperbau Leicht, dünn mittelschwer schwer, massig
Schultern schmal. klein. flach durchnittlich gebaut breit, fest, gut gebaut
Körperkraft schwach durchnittlich stark
Gewicht Leicht Mittel Schwer
Geistige Aktivität wacher, ruheloser Geist, einfallsreich scharfer Intellekt, tüchtig, Perfektionist gelassen, ruhig, stabil
Gedächtnis schnelles Lernen und Vergessen generell gutes Gedächtnis gutes Langzeitgedächtnis
Wetter Abneigung gegen kaltes Wetter Abneigung gegen heisses Wetter Abneigung gegen feucht-kühles Wetter
Schlaf leichter, unterbrochener Schlaf erholsamer Schlaf erholsamer, langer und tiefer Schlaf
Reaktion bei Stress erregt sich schnell, gequält, ängstlich schnell verärgert, kritisch, gereizt nicht so schnell aus der Ruhe zu bringen
Haut Trocken, rau, kühl Sanft, rötlich, weich Dick, ölig, feucht, kalt
Haar trocken, fein, zart, kraus dünn, rötlich, schnelles Ergrauen kräftig, fettig, gewellt,
Haarausfall
Zähne Vorstehend, groß und schief Mittelgroß Stark und weiß
Augen, Klein, matt Scharf, durchdringend Groß und attraktiv
Appetit Unregelmäßig, gering Gut, übermäßig Langsam aber stetig
Neigung Nervös Wütend Ruhig
Hunger unregelmässig regelmässig hungrig kann leicht Mahlzeiten ausfallen lassen
Durst Unregelmäßig Übermäßig Spärlich
Ausscheidung Trocken, hart, verstopft Weich, ölig, locker Dick, ölig, langsam
Physische Aktivität Sehr aktiv Mittelmäßig aktiv Lethargisch
Geist Ruhelos, aktiv Aggressiv, intelligent Ruhig, langsam
Stimmungen wechseln schnell wechseln mittelschnell, intensiv stabil
Emotion Ängstlich, unsicher, voller Sorgen Aggressiv, reizbar, eifersüchtig Ruhig, gierig, angehaftet
Gedächtnis Gutes Kurzzeitgedächtnis, schlechtes Langzeitgedächtnis Scharfes Erinnerungs-vermögen Langsam, aber langanhaltend
Träume Ängstlich, Fliegen, Hüpfen, Rennen Feurig, Wut, Gewalt, Krieg Wässrig, Ozean, romantisch
Schlaf Gering, mit Unterbrechungen Wenig, aber tief Schwer, lang
Sprache Schnell, unorganisiert, ununterbrochen Scharf und klar Langsam und monoton
Finanzieller Status Gibt schnell Geld für unwichtige Dinge aus Gibt Geld bedacht aus – normalerweise für Luxusartikel Spart Geld, gibt Geld für Essen aus
Bewegungen schnell exakt bestimmt langsam und gleichmässig
Puls Hüpfend, schwach, bewegt sich wie eine Schlange Gemäßigt, hüpft wie ein Frosch Breit, langsam, bewegt sich wie ein Schwan
Gesamtpunkte      

Konstitutionstypologie - Die verschiedenen Ayurveda Typen
Laut Ayurveda hat jeder Mensch sein eigenes Gleichgewicht von Vata, Pitta und Kapha. In der Regel dominieren ein oder zwei Doshas. Anhand von Charaktereigenschaften, dem äußeren Erscheinungsbild und den Krankheitsdispositionen eines Menschen ist zu erkennen, welche Doshas überwiegen.

Der Vata Typ beispielsweise besitzt einen leichten Körperbau und nimmt schwer zu. Er ist kreativ und flexibel und hat einen wachen Verstand. Geraten seine Doshas ins Ungleichgewicht, neigt er dazu, viele Dinge anzufangen, ohne sie zu beenden. Er ist zerstreut, schläft unruhig und leidet an Durchblutungsstörungen in Händen und Füßen. Für Vata-Menschen sind viel Entspannung und Schlaf, warme Bäder und Massagen mit Sesamöl wohltuend.

Der Pitta Typ ist von mittlerer, sportlicher Statur. Er ist intelligent, bisweilen scharfsinnig und ehrgeizig. Meist ist er ein guter Redner. Ein Dosha-Ungleichgewicht bewirkt bei ihm vorzeitiges Ergrauen oder Haarausfall. Er neigt dann zu Zorn und Eifersucht, was bei ihm zu Magengeschwüren und anderen Entzündungen führen kann. Gerade Pitta-Typen profitieren davon wenn sie den Konsum von Alkohol, Fleisch, Weißmehl und Kaffee reduzieren.

Der Kapha Typ fällt auf durch seinen stabilen, schweren Körperbau. Mit seiner ausgeglichenen Persönlichkeit ist er für viele der "Fels in der Brandung". Er ist geduldig und liebt es, Dinge zu organisieren. Befinden sich bei ihm die Doshas im Ungleichgewicht, bekommt er Verdauungsprobleme und nimmt zu. Dieser Konstitutionstyp hat am meisten mit Übergewicht zu kämpfen, was ihn oft langsam und lethargisch werden lässt. Anregende Sportarten und der Verzicht auf Süßspeisen und Milchprodukte sind für den Kapha-Typ daher besonders zu empfehlen.

Die sieben Gewebearten (Dhatus) des Körpers

Dhatu (Sanskrit: धातु dhātu m.: 1. essenzieller Teil, Urstoff, Element 2. Gewebe im Körper). Unter Dhatu versteht man die Körpergewebe, die in nachfolgender Reihenfolge gebildet werden: rasa-dhatu (Nahrungssaft), rakta-dhatu (Blut), mamsa-dhatu (Muskeln), meda-dhatu (Fett), asthi-dhatu  (Knochen), majja-dhatu (Knochenmark u. Nervengewebe), shukra-dhatu (männlicher Samen, Fortpflanzungsgewebe).

Jedes Gewebe geht aus dem zuvor genannten hervor und bei jeder Umwandlung wird Substanz und Lebensenergie konzentriert, so dass das Fortpflanzungsgewebe das gehaltvollste und wertvollste Gewebe ist. Unsere Dhatus können durch gewisse Nahrungsmittel gekräftigt werden.

Unsere Ernährung baut auch die upadhatus auf (Sehnen, Haut, Knorpel etc.), und zwar wie folgt: rasa ernährt Brustmilch und Menstrualblut, rakta ernährt die Blutgefäße und Sehnen, mamsa ernährt vasa (Muskelfett) und die sechs Hautschichten, medas ernährt Gelenke und (Ligamente).

Die sieben dhatus sind die sieben Gewebearten des Körpers. Jedes Gewebe hat ein eigenes Feuer, einen eigenen Platz wo es gebildet wird und eine bestimmte Funktion. Diese Funktion erfüllen sie in jeder Zelle des Körpers. Die meisten Gewebe haben ein Nebenprodukt und ein so genanntes Abfallprodukt, wobei hier keinerlei Wertung vorgenommen wird.

Die Abbauprodukte des Körpers sind Kot, Urin und Schweiß. Haare, Finger- und Zehennägel, Ohrenschmalz und andere Absonderungen werden ebenfalls als malas betrachtet. Die malas Kot, Urin und Schweiß, Ohrenschmalz und andere Absonderungen müssen regelmäßig eliminiert werden. Wenn sie nicht im rechten Maße eliminiert werden, entstehen Krankheiten.

Die upadhatus sind Sehnen, Bänder, Blutgefäße, Muskelfett, Brustmilch, Menstruationsblut und die sechs Hautschichten.

Die sieben Gewebe und deren Aufgaben sind:

1. Rasa Dhatu: Flüssigkeitsgewebe (Nahrungssaft - Ernährung, befriedigen)
2. Rakta Dhatu: Blutgewebe (Blutzellen, Hämoglobinanteil, Versorgung mit Sauerstoff
3. Mamsa Dhatu: Muskelgewebe (Muskelfleisch - umhüllen, Bewegung)
4. Meda Dhatu: Fettgewebe (schmieren, gleiten)
5. Asthi Dhatu: Knochengewebe (Knochen, Festigkeit, halten, Stütze und Körpevolumen)
6. Majja Dhatu: Nervengewebe (Knochenmark, füllen, erfüllen, Verstandesfunktion)
7. Shukra Dhatu: Fortpflanzungsgewebe (Samen- und Eizellen; die Immunität; vermehren, reproduzieren, Fortpflanzung)

Dhatus Gewebe

  1. RASA-DHATU (Plasma) hält die Funktionen der Menstruation (ARTAVA) im Uterus und die Milchabsonderung (STANYA-Laktation) in den Brustdrüsen aufrecht.
  2. RAKTA-DHATU (Blutgewebe oder rote Blutkörperchen) hält Muskelsehnen (KANDARA) und Blutgefäße (SIRA) aufrecht.
  3. MAMSA-DHATU (Muskelgewebe) hält die flache Muskulatur (SNAYU) und die Haut (TWACHA) aufrecht.
  4. MEDA-DHATU (Fettgewebe) hält das subkutane Fett (VASA) und die Schweißfunktion (SWEDA) aufrecht.
  5. ASTHI-DHATU (Knochengewebe) erhält die Zähne (DANTA), Nägel (NAKHA) und Haar (KESHA)
  6. MAJJA-DHATU (Knochenmarksnervengewebe) hält die Funktion der Tränendrüsen (AKSHIVIT SNEHA) aufrecht.
  7. SHUKRA-DHATU (Samen, Fortpflanzungsgewebe) hält die Funktion der Geschlechtsorgane aufrecht.

SIEBEN DHATUS / GEWEBEARTEN
1. RASA Plasma, Nahrungssaft
2. RAKTA Blutgefäße
3. MAMSA Muskelgewebe
4. MEDA Fettgewebe
5. ASTHI Knochengewebe
6. MAJJA Knochenmarks-nervengewebe
7. SHUKRA Samen, Fortpflanzungs-gewebe

Rasa, die Nahrungsessenz (Nahrungssaft), passiert alle weiteren Gewebe. In jedem Gewebe findet die für das jeweilige Gewebe notwendige Umwandlung von Rasa statt, so dass jedes einzelne Gewebe aus Rasa (Nahrungsessenz) aufgebaut wird.

Die Malas sind Abfallprodukte, die jedoch für den Körper wichtig sind und unbedingt gebraucht werden. Werden sie nicht ganz verbraucht oder wird zu viel produziert, müssen wir für eine restlose Ausscheidung sorgen, um Krankheiten vorzubeugen.

Die Dhatus bauen nicht nur den Körper auf, sondern erfüllen auch jeweils eine bestimmte Aufgabe zu seiner Erhaltung.

1. Rasa Dhatu: Unter Rasa Dhatu verstehen wir Blutplasma, Serum und Lymphe, aber auch Gewebeflüssigkeit zählt zu Rasa-Dhatu. Es besteht hauptsächlich aus dem Element Wasser. Die Aufgabe im Körper ist die von Prinana, was so viel wie Ernährung bedeutet. Die Upadhatus sind Muttermilch und Menstruationsflüssigkeit. Das Mala/ Abfallprodukt ist Kapha.

2. Rakta Dhatu: Mit Rakta Dhatu bezeichnen wir die Blutzellen und -körperchen. Es besteht hauptsächlich aus den Elementen Wasser und Feuer.
Die Aufgabe ist Jivanam, was soviel wie Belebung heißt und die Sauerstoffversorgung des Körpers bedeutet. Die Upadhatus sind die Blutgefäße, Arterien und Venen. Das Mala ist Pitta.

3. Mamsa Dhatu ist das Muskelgewebe. Es besteht hauptsächlich aus dem Element Erde mit etwas Wasser und Feuer. Seine Aufgabe ist Lepana, was Auskleidung oder Bedeckung bedeutet. Die Muskeln bedecken unser Skelett und geben ihm Halt und Festigkeit. Muskeln formen unser äußeres Erscheinungsbild und geben uns Kraft. Die Upadhatus sind die Haut, Sehnen und die Bänder der Gelenke. Die Malas sind Absonderungen in die äußeren Hohlräume, z.B. Ohrenschmalz

4. Meda Dhatu ist das Fettgewebe. Es besteht hauptsächlich aus dem Element Wasser mit etwas Erde. Es hat die Aufgabe von Snehana, was“Zuneigung“ aber auch „Schmierung“ bedeutet. Das Fettgewebe polstert den Körper und macht ihn weich. Es polstert und „schmiert“ die Nervenleitbahnen. Fettgewebe speichert viel Energie und gibt uns das Gefühl „umsorgt“ zu sein! Fehlt dieses Gefühl, legen sich viele Menschen einen „Fettpanzer“ zu! Das Upadhatu ist das „Bauchfell“ unter der Bauchdecke und das Mala ist der Schweiß.

5. Asthi Dhatu ist das Knochengewebe. Es besteht hauptsächlich aus dem Element Erde und Luft, was die poröse Struktur des Knochens erklärt. Es hat die Aufgabe von Dharana, was „unterstützen“ heißt. Es gibt dem Körper Halt, Stütze und Stabilität. Ein gutes „Stehvermögen“ hängt auch von gesunder Knochenstruktur ab („ein starkes Rückgrat haben“). Das Upadhatu sind die Zähne und die Malas sind Fuß- und Fingernägel sowie die Haare.

6. Majja Dhatu ist das Nervengewebe und das Knochenmark. Es besteht hauptsächlich aus einer subtilen Form des Elements Wasser und Erde. Es hat die Aufgabe von Purana, was „Ausfüllen“ heißt. Wir unterscheiden:

a) das Nervengewebe, das den Wirbelkanal, die Nervenkanäle und den Schädel (Gehirn) füllt und
b) das Knochenmark, das Hohlräume in den Knochen füllt. Hier werden auch die roten Blutkörperchen gebildet. Majja Dhatu sorgt auch für die  Gelenkflüssigkeit, Schmierung im Darm und im Auge. Die Upadhatus sind Kammerwasser des Auges und Gelenksschmiere. Die Malas sind die Tränenflüssigkeit und der „Tränengrieß“.

7. Shukra Dhatu
ist das Reproduktionsgewebe. Es besteht aus der feinsten Essenz des Elements Wasser und dem Kapha-Dosha. Seine Aufgabe ist die von Garbhotpadana, was „Hervorbringen von Leben“ heißt. Eigentlich bedeutet Shukra nur den männlichen Samen, es ist aber auch das weibliche Reproduktionsgewebe gemeint und heißt hier „Arthav“ und bezeichnet die Eiproduktion in den Eierstöcken. Auch alle Flüssigkeiten, die die Fortpflanzung ermöglichen, zählen zum Reproduktionsgewebe. Das Upadhatu oder eigentlich die feinstoffliche Essenz des Fortpflanzungsgewebes wird Ojas genannt, was soviel wie „Leuchten“ bedeutet.  Die Malas sind Aussonderungen der Fortpflanzungsorgane.

Bei der körperlichen Betrachtung ist es wichtig einen Blick dafür zu bekommen, wie die Verteilung der Dhatus im Körper ist, bzw. ob die Dhatus gesund und wohlentwickelt sind. Da alle Gewebe aufeinander aufbauen und sich auseinander entwickeln, ist auf die Gesundheit und die gute Ernährung der Gewebe zu achten. Dies ist im Ayurveda ein eigenes Kapitel der Rasayana Therapien. Rasa ist einerseits der Saft der Nahrung, der nach der Verdauung von den Darmwänden absorbiert und dem Blut zugeführt wird (Ahara Rasa). Andererseits ist Rasa Dhatu (Plasma, Lymphe) das erste Gewebe, das sich entwickelt und von dem Gesundheit und die gute Entwicklung der weiteren Gewebe abhängt. Das zeigt, wie wichtig gesunde und ausgewogene Ernährung für den Körper ist.

Aus den Zeichen und Symptomen, verursacht durch Vermehrung oder Verminderung von doshas, dhatus und malas, kann der Ayurveda-Arzt bestimmen, welche mahabhutas erforderlich sind, um den Zustand des Gleichgewichts wiederherzustellen. Dann kann er bestimmte Nahrungsmittel, Käuter und Medizin (mit entsprechenden mahabhutas) verordnen, die Defizite bzw. Übermaß an mahabhutas in dosas etc. ausgleichen.

Panchakarma - die Königsdisziplin im Ayurveda

Die Königsdisziplin im Ayurveda ist die Panchakarma-Kur (Devanāgarī: पंचकर्म‌) ein aus fünf Teilen ("Pancha" bedeutet fünf in Sanskrit) bestehendes Entschlackungs- und Reinigungsprogramm, um toxische Elemente aus dem Körper zu eliminieren. Durch Fehlverhalten in irgendeinem Lebensbereich, sei es durch Stress, Alkohol, Rauchen, falsche Ernährung, Umweltverschmutzung etc. lagern sich Giftstoffe im Körper ab, die nach einiger Zeit zur Krankheit führen. Die Gifte bleiben vor allem im Muskel und Fettgewebe unter der Haut. Die Kombination aus inneren und äußeren Ölanwendungen, ayurvedischer Küche, Yoga und Meditation wirkt ganzheitlich reinigend und bringt Körper, Geist und Seele in einen harmonischen Einklang.

Es ist Sinn der Massage das Gift langsam in den Darm zu transportieren. Es werden noch weitere Ausleitende Verfahren angewandt die helfen die Toxine vollends auszuscheiden. Die Behandlungen dienen unter anderem auch der Entspannung und das Loslassens. Es ist daher wichtig während einer Kur ganz auf sich zu hören, auf seinen Körper und seine Bedürfnisse. Dies hat Priorität. Wenn man sich z.B. müde fühlt, sollte man dem nachgehen und ruhen und sich nicht weiter anstrengen.

Die fünf (Pancha) Reinigungstechniken (Karmas) sind:

  1. Vamana = therapeutisches Erbrechen
  2. Virechana = therapeutisches Abführen
  3. Vasti = Darmeinlauf
  4. Nasya = Nasenölung
  5. Raktamoksha = Blutreinigung durch Aderlass oder mit Blutegeln; oft auch ersetzt z.B. durch Trinken von Tumeric-Wasser

Unterstütztende Techniken:

  1. Nasenreinigung mit Neti
  2. Verdauungsfeuer, Agni, anregen durch z.B. Ingwertee trinken oder Trinken von heißem Wasser: verhindert Ansammlung von Ama – Giften im Körper
  3. Massagen
  4. Reinigungsdiät

Shirodhara - Ayuvedischer Stirnölguss

Ayurveda ist im Westen bekannt geworden durch seinen berühmten Stirnölguss. Beim ayurvedischen Stirnölguss, auch Stirnguss, Kopfguss oder Sanskrit Shirodhara (shiro = Kopf, dhara = Fluss) genannt, fließt in einem kontinuierlichen Strahl aus etwa 8 bis 10 cm Höhe erwärmtes, mit Kräutern vermischtes Öl (Thaila [von Tila, dt. Sesamsamen], zumeist auf Sesamöl-Basis hergestellt) auf den Kopf und hier ganz besonders auf die Stirn des Patienten. Nach ayurvedischer Auffassung beruhigt dies das gesamte vegetative Nervensystem, harmonisiert und gleicht aus.

Anwendung findet der Stirnölguss, zumeist in Verbindung mit einer Gesichts- und Kopfmassage, vor allem bei neurovegetativen Störungen und Stressfolgen. Besonders empfohlene Thaila für Stirnölgüsse heißen Kshirabala Thaila und Bhringamalakkadi Thaila (nach Jahre alten Rezepturen). Ein Stirnölguss wird in der traditionellen indischen Heilkunst bevorzugt bei chronischen Kopfschmerzen, Gesichtslähmung, halbseitiger Lähmung, Schlaflosigkeit und Depressionen angewendet, wohingegen bei niedrigem Blutdruck, schwachem Kreislauf und während der Menstruation davon abgesehen werden muss. Weil diese Anwendung blutdrucksenkend sei, sollte in jedem Fall unmittelbar zuvor eine kräftige, kreislauffördernde traditionelle ayurvedische Ganzkörper-Massage (die Abhyanga) durchgeführt werden.

Siehe auch: » Elementarlehre - Eigenschaft der 5 Elemente «

 

Lotus